Weiche Eier in der Tasse – Kindheitserinnerungen

Weiche Eier in der Tasse

 

Manchmal trage ich Blogbeiträge ziemlich lange mit mir herum. Dieser hier ist einer davon. Eigentlich ist es kein richtiges Rezept, deshalb wollte ich es gar nicht aufschreiben, aber jetzt will es wohl veröffentlicht werden. Wirklich jeder, den ich kenne mag es und mich erinnert es an meine Oma Glykeria. Bei meinem letzten Griechenlandbesuch war dieses Rezept neben der schönen Foodfotografie auch ausschlaggebend für den Kauf eines ganzen Kochbuchs. Beim Autor Andreas Lagos gab es diese Eier im Weinglas seines Opas. Bei mir war es die größere Teetasse meiner Oma.

Ich verbrachte meine ersten drei Jahre in Griechenland bei meiner Oma Glykeria (wie so viele griechische Kinder meiner Generation, deren Eltern nach Deutschland gekommen sind). Noch heute werde ich auf meine Oma angesprochen: „Deine Oma… ein wahrer Feldwebel, kein Wunder als Tochter eines Makedonienkämpfers.“ Diesen Uropa habe ich letztes Jahr zufällig auf der griechischen Wikipedia gefunden, das Bild kenne ich noch aus Kindertagen. Nach ihm wurde auch die Straße, bzw. der Feldweg, benannt auf dem das Haus meiner Oma steht, das Straßenschild ist mittlerweile etwas verrostet…

Unser Sttaßenschild

Meine Oma war in der Tat eine sehr resolute Frau und wurde von allen respektiert, ihr Wort hatte Gewicht. Und ich hatte immer vollkommene Narrenfreiheit bei ihr. Sie hat auf mich aufgepasst zusammen mit Opa Nikos und eigentlich der ganzen Nachbarschaft. Sie erzählte mir Geschichten, bei denen die Nachbarn mitsamt Wildhüter, Jäger sowie Wölfen eingeflochten wurden. Noch Jahre später war ich mir sicher, dass es rund um unser Bergdorf nur so von Wölfen wimmelte.

Ich wurde ziemlich verwöhnt und galt zudem als schlechte Esserin. Wenn ich also statt brav am Tisch zu sitzen lieber mit den anderen Kindern spielen wollte kam meine Oma nach kurzer Zeit dazu – mit einer Tasse. Darin waren weich gekochte Eier und Brotwürfelchen. Sie rief mich dann immer: Komm kurz her, nur kurz! Zur Not lief sie mir auch hinterher. Hauptsache die Enkelin hatte etwas im Magen. Irgendwann nahm mich Oma an die Hand, bestieg zum ersten Mal in ihrem Leben ein Flugzeug und brachte mich in die schwäbische Kleinstadt zu meinen Eltern und meinem neugeborenen Bruder. Für sie habe ich dann später auch mal gekocht, was gründlich schief ging.

Die Eier mache ich mir noch heute sehr gerne. manchmal pimpe ich sie ein bisschen auf mit frischen Kräutern und Gewürzen.

Für eine Portion

  • 1-2 Eier
  • etwas Olivenöl (ich habe Agourelaio verwendet)
  • Salz und frisch gemahlenen Pfeffer
  • Kräuter, z.B. Schnittlauch
  • eine Ecke Weißbrot (oder euer Lieblingsbrot)

Die Eier weich kochen, ca. 3 – 4 Minuten und pellen. In eine hübsche Oma-Tasse geben und mit einem Löffel zerdrücken. Das Brot in Stücke rupfen und dazugeben.

Die Kräuter waschen, kleinscheiden und dazugeben. Salzen und Pfeffern. Zum Schluss noch einen Schuss gutes Olivenöl darübergeben. Ich habe heute Agourelaio verwendet. Das ist ein ungefiltertes Olivenöl aus noch unreifen Oliven. Es schmeckt fruchtig-herb und sehr lecker.

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15 Kommentare

  1. […] weiche Eier im Glas. Und gerade eben habe ich mich entschieden, euch in einem anderen Blogbeitrag den Grund dafür zu […]

  2. Die Erinnerung an deine Oma ist so lebendig in dir, sie hat dich sicher sehr geliebt.:-)

  3. Deine Kindheitserinnerungen kommen mir sehr bekannt vor. Meine Oma Sotiria hat mir diese Eier auch oft gemacht :-)!

    1. scheint die Spezialität von griechischen Omas zu sein 🙂

  4. Ich hatte auch so eine, allerdings eine Ur-Oma und ich war eine sehr, sehr schlechte Esserin, jahrelang akzeptierte ich nur warme Haferflocken in Milch. Zu schade, dass diese Omas immer schon viel zu früh von uns gehen…
    Liebe Grüße,
    Eva

    1. Ja, das mit dem früh gehen stimmt in meinem Fall leider auch

  5. das ist so ein schöner Post, weil es viel mehr ist als einfach nur ein Rezept. Deine Oma war eine wunderbare Frau, das steht in jeder einzelnen Zeile geschrieben.

    Das Bild, wie sie Dir das Essen nachträgt finde ich sehr schön. Ich glaube morgen früh, mache ich mir Eier in der Tasse.

    Danke, dass Du den Beitrag nun veröffentlicht hast.

    LG, Natalie

  6. Koukla mou!!!
    Vielen Dank für deine Reise ins ferne, schöne Griechenland heute morgen mit mir! Ich war direkt vor Ort und habe dich dort rumspielen gesehen, sowie deine Yiayia, die zur Not auch mal hinter dir herlief…. 🙂 Musste richtig laut lachen bei dieser Vorstellung!
    Ich kenne diese Bilder zu genüge, sehe ich das bunte Treiben in den Vorder- und Hinterhöfen in Griechenland schließlich jeden Sommer und lässt es mich jedes Mal verweilen und zuschauen. Efxaristo poli!

    Dein Rezept werde ich definitiv ausprobieren, es juckt mir schon in den Fingern 🙂

  7. Einfach und unkompliziert – ein tolles Rezept. Und die sehr persönliche, emotionale Geschichte trägt gleich doppelt zu einem gelungenen und sehr schönen Post bei. Lange herumgetragen, aber gut, dass er jetzt raus ist!

  8. Einfach nur schön zu lesen, danke!

  9. Genau das sind die Geschichten, die man für die Nachwelt festhalten muss. Mehr als nur ein Rezept. Schön. 🙂

  10. Oma-Erinnerungen sind toll! Vor allem, wenn sie mit Kochen zu tun haben:) Ich mag deine Griechenlandgeschichten sehr. Und das Wort „Oma-Tasse“ ist witzig:)

    1. vielen Dank, das freut mich!

  11. Oh du meine Güte!

    Das liebe ich! Und meine Geschwister ebenso! 😀
    Und wir haben das unseren Kindern auch schon zubereitet…und sie lieben es ebenso. 🙂

    Ich habe mich eben so unglaublich gefreut, als ich diesen Eintrag gesehen habe!

    Vielen Dank dafür! 😀

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